Einheimischen Huftieren wird unterstellt, sie würden Wald verhindern und müssten daher viel stärker geschossen werden. Dabei werden naturwissenschaftliche Fakten ignoriert, Ursache mit Wirkung vertauscht und Böcke zu Gärtnern gemacht...
Die nacheiszeitliche Wiederbesiedlung Mitteleuropas erfolgte durch das Reh mindestens 6 000 Jahre früher als durch die Rotbuche. Alle heimischen Waldökosysteme haben sich erst in Co-Evolution u.a. mit der Huftierfauna entwickelt. Und diese war bis zu ihrer weitgehenden Ausrottung im Mittelalter noch diverser: neben Reh und Rothirsch gehörten in NRW Pferd, Wisent, Ur und Elch dazu.
In den Teufelskreis aber treibt uns die Jagd. Maßnahmen der Hege, also die "Pflege" der Huftierbestände, sind da am auffälligsten. V.a. bedingt der durch Jagd erzeugte Stress einen erhöhten Stoffwechsel, der durch eine erhöhte Nahrungsaufnahme ausgeglichen werden muss: je mehr Jagd und je länger die Jagdzeiten, desto mehr Verbiss. Und in NRW ist das ganze Jahr über Jagdzeit. Die künstlich erzeugte hohe Fluchtdistanz bewirkt eine Konzentration der Tiere auf beruhigten Standorten.
Auch Huftiere werden durch Nahrungsverfügbarkeit reguliert. Diesen begrenzenden Ökofaktor federn wir ab: z.B. durch die Überdüngung der industriellen Landwirtschaft, mit den Stickstoffeinträgen aus Verbrennungsmotoren und Kohlekraftwerken.
Die Waldwende mit möglichst wenig Jagd und Wald statt Forst ist also Teil eines notwendigen gesellschaftlichen Wandels hin zur Nachhaltigkeit, der alle Bereiche unseres Lebens umfasst. Die Suffizienz ist Teil davon.